Jede 5. Handyantenne strahlt zu stark
Messberichte zeigen: Antennen strahlen viel stärker als erlaubt
Geht eine neue Mobilfunkantenne ans Netz, messen die Behörden die Leistung bzw. die Stärke der Strahlung. Das Schweizer Konsumentenmagazin «K-Tipp» hat die behördlichen Messdaten ausgewertet. Resultat: Jede 5. Antenne überschreitet die zulässigen Strahlungswerte, wenn sie ans Netz geht. Die Messungen wurden in 16 Kantonen der Schweiz durchgeführt.
Telekomfirmen gehen ans Limit: Handyantenne.
«K-Tipp» hatte Einsicht in Messberichte
Wie stark strahlen 4G und 5G Mobilfunkantennen von Swisscom, Sunrise UPC? Um dies herauszufinden, lassen die Kantone in der Schweiz Messungen durchführen. Auf Anfrage erlaubten nicht alle, aber einige Kantone die Einsichtnahme. Das Konsumentenmagazin «K-Tipp» konnte die Messberichte der Jahre 2018 bis 2021 überprüfen.
Das Resultat erstaunt: «Viele Antennen strahlen zu stark und verletzen geltende Grenzewerte», stellte der «K-Tipp» fest. Total überschritten bei den Messungen 256 von rund 1300 Antennen den Strahlungsgrenzwert. Dieser liegt in Büros, Schulen und Wohnhäusern bei 5 Volt pro Meter. Die Messfirmen stellen laut «K-Tipp» immer wieder Werte bis 11 Volt pro Meter fest. Die Messberichte zeigen: 20 Prozent oder jede fünfte Antenne strahlt zu stark.
Kanton Bern: Jede zweite Antenne zu stark
Im Schweizer Kanton Wallis gab es die meisten Grenzwertverstösse: 26 von 96 neuen Mobilfunkantennen strahlten dort zu stark. Auch die Kantone Bern, Freiburg und Zug gehören zu den unrühmlichen Spitzenreitern. Im Jahr 2018 strahlte im Kanton Bern mehr als jede zweite neue Antenne zu stark. Das sind 19 v0n 34 Antennen. Dabei zeigt sich: Je öfter ein Kanton die Strahlung misst, desto mehr wird ein Grenzwertverstoss festgestellt.
Im Skiort Saas Fee massen die Kontrolleure statt der erlaubten 5 sogar 23,79 Volt pro Meter – das Fünffache des zulässigen Werts. Gemäss der Konsumentenzeitschrift «K-Tipp» muss ein Betreiber die Strahlung innerhalb von 24 Stunden reduzieren, wenn sie zu stark strahlt. Vertreter von Strahlenschutz-Organisationen halten die Resultate für erschreckend. Ulrich Nyffenegger, Vorsteher des Berner Amts für Umwelt und Energie, zeigt sich im «K-Tipp» von den Resultaten «überrascht». Handlungsbedarf seitens der Behörden sieht er aber nicht. Denn: Die Betreiber senken die Stärke ja sofort nach Bekanntwerden von zuviel Strahlung.
Anwohner können sich mit Einsprachen wehren
Und was sagen die Telekomfirmen? Die Grenzwertüberschreitungen seien kein Problem, lässt Sunrise verlauten. «Abnahmemessungen gehören zur normalen Überprüfung einer Anlage», schreiben sie dem «K-Tipp». Vor der Installation einer Antenne sei eine Prognose der Strahlung schwierig. Die Swisscom schliesslich räumt ein, dass man ans Limit gehe. Man müsse die verfügbare Leistung einer Antenne nutzen, wenn man ein Gebiet bestmöglich versorgen wolle.
Anwohner von neuen 5G-Antennen können sich mit einer Einsprache wehren. In der ganzen Schweiz sind zurzeit rund 3000 Einsprachen gegen 5G-Antennen hängig. Wer möchte, kann mit dem Messgerät Esi24 die Strahlung messen.