Handystrahlen Iphone 12: Strahlung zu hoch
In der Schweiz gibt es keine behördliche Aufsicht zur Strahlung
Der Verkauf des Apple iPhone 12 wurde kürzlich in Frankreich aufgrund von Bedenken über zu hohe Strahlenwerte gestoppt. Diese Entwicklungen werfen Fragen über die Situation in der Schweiz auf. Experten wie die Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter verlangen die Einhaltung der Strahlen-Grenzwerte auch von Iphones.
Zudem stellte sie die Frage, wer für die Kontrolle dieser Strahlenwerte von Smartphones verantwortlich ist. In Frankreich wurde der Verkauf des Apple iPhone 12 vorübergehend gestoppt. Untersuchungen hatten ergeben, dass die Strahlenwerte, die von diesen Geräten emittiert werden, die zulässigen Grenzwerte überschritten.
Handy am Kopf: Manche Geräte strahlen stärker als erlaubt.
Dies löste in Frankreich und in ganz Europa Besorgnis in der Öffentlichkeit aus. Die potenziellen Gesundheitsrisiken von übermässiger Strahlenexposition sind gut dokumentiert. Smartphones sind ein integraler Bestandteil unseres täglichen Lebens – da ist die Sicherheit und Regulierung dieser Geräte von grösster Bedeutung.
Iphone 12: Gründliche Untersuchung gefordert
Die Situation in der Schweiz ist interessant, da das Land als einer der führenden Technologie- und Elektronikmärkte der Welt bekannt ist. Die Schweiz hat strenge Strahlen-Grenzwerte und Standards für Elektronikgeräte. Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter stellt die Frage, ob man hierzulande ähnliche Massnahmen wie in Frankreich ergreifen sollte. Schlatter ist eine erfahrene Politikerin und Expertin auf dem Gebiet der Telekommunikation. Sie betont gegenüber den Medien, dass die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger oberste Priorität haben sollte.
Nun fordert sie eine gründliche Untersuchung der Strahlenwerte von Mobiltelefonen, um sicherzustellen, dass sie den geltenden Sicherheitsstandards entsprechen. Schlatter betont jedoch auch die Bedeutung eines ausgewogenen Ansatzes, der die technologischen Fortschritte und die wirtschaftlichen Interessen berücksichtigt.
Schweiz: Aufsichtsbehörde fehlt
Die Frage nach der Zuständigkeit für die Kontrolle der Strahlenwerte von Mobiltelefonen ist entscheidend. In vielen Ländern arbeiten Regulierungsbehörden eng mit Herstellern zusammen. In der Schweiz fällt die Zuständigkeit für die Kontrolle von Elektronikgeräten in den Zuständigkeitsbereich des Bundesamts für Kommunikation (BAKOM). Aus Sicht von IBES ist es wichtig, dass BAKOM und ähnliche Behörden die Strahlenwerte regelmässig überprüfen und sicherstellen, dass die Hersteller die erforderlichen Standards einhalten.
Nun richten die Kritiker ihre Aufmerksamkeit also auch auf die nicht ionisierende Strahlung (NIS), die von den Mobiltelefonen ausgeht. In der Schweiz, so haben Umweltschützer herausgefunden, fehlt eine Aufsicht für Handystrahlung. Dies hat eine Untersuchungen von Alerte Phonegate, einer französischen Organisation, bei den Bundesbehörden ergeben. Es gibt demnach in der Schweiz keine Institution, die die Einhaltung der gesetzlichen Normen für Handystrahlung überwacht. Stattdessen tragen die Hersteller von Mobiltelefonen selbst die Verantwortung dafür, die Sicherheit ihrer Geräte in der Schweiz zu gewährleisten.
Handys: Höhere Strahlung als vom Hersteller angegeben
Das Bundesamt für Kommunikation bestätigte am 22. Dezember 2022 in seiner Antwort auf eine Anfrage von Alerte Phonegate, dass es in der derzeitigen Gesetzgebung keine Marktüberwachungsbehörde in der Schweiz gibt, die für die gesundheitlichen Aspekte von Nicht-ionisierender Strahlung (NIS) zuständig ist. Dies betrifft nicht nur Smartphones, sondern auch Produkte wie Lampen für ultraviolettes Licht und kosmetische Laser für den Hausgebrauch.
Marc Arazi, ein französischer Arzt und Unternehmer, steht hinter Alerte Phonegate und fordert die Schweizer Behörden auf, diese Lücke schnell zu schliessen. Der Verein wurde 2015 gegründet, nachdem bekannt wurde, dass 9 von 10 in Frankreich verwendeten Mobiltelefonen eine höhere Strahlung aufwiesen als von den Herstellern angegeben. Der Vorfall wurde in Anspielung auf den Watergate-Skandal als «Phonegate» bezeichnet, und Alerte Phonegate engagiert sich seither europaweit gegen die Gefahren von Mobiltelefonen und 5G.
Frankreich kontrolliert Handystrahlung besser
Im Gegensatz zur Schweiz überwacht in Frankreich die Agence Nationale des Fréquences (ANFR), ob Mobiltelefone die Strahlungsgrenzwerte einhalten. Diese Behörde veröffentlicht die Ergebnisse online und kann Sanktionen verhängen. In den letzten acht Jahren hat die ANFR bei Tests 38 Modelle identifiziert, die gegen die Vorschriften verstossen haben, darunter Produkte von Samsung und Xiaomi. Die französischen Behörden halten sich dabei an die von der Europäischen Union festgelegten Grenzwerte für die spezifische Absorptionsrate (SAR), die in Watt pro Kilogramm angegeben wird. Wenn ein Smartphone in Frankreich ans Ohr gehalten wird, darf die Strahlung 2 Watt pro Kilogramm nicht überschreiten, und dieselbe Vorgabe gilt auch für die Schweiz, wird jedoch hier nicht überwacht.
Zusätzlich messen die Franzosen die Strahlung, wenn das Gerät in einer Hosentasche getragen wird. Hier beträgt der Grenzwert ebenfalls 2 Watt pro Kilogramm. Wenn der Nutzer das Mobiltelefon auf Hüfthöhe in der Hand trägt, dürfen 4 Watt pro Kilogramm nicht überschritten werden. Es ist möglich, dass die Schweizer Behörden bald ähnliche Tests durchführen werden. Das Innenministerium unter der Leitung von SP-Vorsteher Alain Berset wurde vom Bundesrat beauftragt, die Situation zu untersuchen. Das Bundesamt für Gesundheit hat eine departementsübergreifende Arbeitsgruppe eingerichtet, um die Zuständigkeiten zu prüfen, die Notwendigkeit von Kontrollen für Handystrahlung zu ermitteln und die erforderlichen personellen Ressourcen zu bestimmen.
Langfristige Auswirkungen der Iphone-Strahlung unklar
Der Bundesrat beauftragte das Innenministerium aufgrund politischer Vorstösse aus dem Jahr 2019 und nicht aufgrund der aktuellen Enthüllungen von Phonegate. Damals forderten die SP-Nationalrätinnen Silvia Semadeni und Martina Munz in zwei Interpellationen Klarheit über die Situation in der Schweiz und fragten, wie der Staat die Bevölkerung über die Risiken von Handystrahlung informiert.
Das Bundesamt für Gesundheit gibt an, dass es bezüglich der langfristigen Auswirkungen von hochfrequenter Strahlung von Mobiltelefonen noch Unsicherheiten gibt, jedoch keine kurzfristigen negativen gesundheitlichen Auswirkungen zu erwarten sind.