SBB: 5G-Strahlenkeule für Passagiere
Zugpassagiere bekommen 5G direkt «ins Gesicht geschossen»
5G-Teststrecke bei Ziegelbrücke
Das Initiativkomitee «Mobilfunkhaftung» hat genau hingeschaut und kürzlich Bilder veröffentlicht, die zu denken geben. Die SBB haben unbesehen von der Öffentlichkeit eine Teststrecke für 5G eingerichtet. Am Walensee, an der Schnellzug-Linie bei Kerenzerberg / Weesen / Ziegelbrücke werden Zugpassagiere durch die Fenster hindurch mit reflektierenden 5G-Strahlen «beschossen». So kommt es einem jedenfalls vor, wenn man die Eisenplatten anschaut, die entlang der Zugstrecke montiert sind.
Passagiere bekommen Strahlung ins Gesicht
Auf einer Strecke von rund 600 Metern stehen alle zirka 20 Meter direkt an den Geleisen Kandalaber, an denen quadratische Eisenplatten montiert sind. Diese zeigen in Richtung Zug. Entlang der Teststrecke angebrachte Antennen versorgen diese Eisenplatten mit 5G-Strahlung. Diese wird von den Eisenplatten direkt in die vorbeifahrenden Zugwaggons gelenkt. Fährt ein Zug vorbei, bekommen die Passagiere die Strahlenkeule direkt ins Gesicht.
5G gebündelt ins Zugabteil geleitet
Eisenplatten leiten die 5G-Strahlung um.
Alle zirka 20 Meter steht ein Kandalaber.
Die Platten aus der Nähe betrachtet.
Entlang der Teststrecke stehen 5G-Antennen.
5G-Antenne beim Bahnhof Ziegelbrücke.
Weitere 5G-Antennen.
Alle Bilder: Stephan Seiler, mobilfunkhaftung.ch
Update 25.1.2021: Swisscom steckt hinter den Tests
Die Swisscom schreibt in einer Mitteilung, Sie habe bei einem Test eine Bandbreite von über 1 Gigabit pro Sekunde in einen fahrenden Zug gebracht. Realisiert wurde dieser Test gemeinsam mit Netzwerkausrüster Ericsson am Walensee zwischen Biberlikopf und Kerenzerberg auf vier Kilometern Länge. Schrittweise wurden diverse Kombinationen (4G und 5G, Sitzposition, Zugswagentyp, Sendeleistungen, Zugfenster, Mast-Antennen, Smartphone-Modelle usw.) gemessen. 200 Zugsfahrten wurden absolviert und analysiert.
Fazit der Swisscom: Ein Antennenkorridor sei möglich, die Performance stimme. Die Antennen stehen direkt am Bahngeleiste und strahlen in die Wagen. Deshalb sei «als positiver Nebeneffekt die Sendeleistung der Antennen tiefer und die Versorgung entlang des Bahnkorridors zielgerichteter».
Die SBB bot offenbar Hand zu diesen Tests, hat sich aber noch nicht geäussert. Die Swisscom hat 4G und 5G kombiniert. Damit realisierte sie über 1,2 Gbit/s Download-Geschwindigkeit im fahrenden Zug. Die Reaktionszeit von 5G war dabei vier Mal kürzer als bei 4G und lag bei 8 Millisekunden.
Eisenreflektoren
Insgesamt stehen auf der Teststrecke 19 5G-Antennen und eine unbekannte Anzahl von Eisenreflektoren, welche die Strahlung in die Personenzüge leiten. Die SBB nennen das Projekt «Standard Standorte Mobilfunk» und «Innovationsprogramm Smartrail 4.0». Beides an den Haaren herbeigezogene Namen, die wohl von der tatsächlichen Projektabsicht ablenken sollen.
Gesendet wird mit 1,9 Gigaherz und 61 Volt pro Meter – dies entspricht dem höchst zulässigen Grenzwert für Arbeitsplätze. Laut dem Initiativkommitee Mobilfunkhaftung braucht es für die Tests kein Plangenehmigungsverfahren. Die NIS-Verordnung verlangt ein solches erst, wenn pro Jahr mehr als 800 Stunden gesendet wird. 5G und die ohnehin vorhandene elektromagnetische Strahlung der SBB-Strommasten: Entlang der Geleise treffen unterschiedlichste Frequenzen und Strahlungen aufeinander.
Eine Untersuchung zur gesundheitlichen Relevanz fehlt trotz der fixen Ausbaupläne der Betreiber. Elektromagnetische Wellen stehen unter Krebs-Verdacht.
SBB will 3000 Antennen bauen
Die SBB schreibt in einer öffentlichen Broschüre, dass mit der digitalisierten Bahnproduktion die Anforderungen an die Mobilfunk-Konnektivität signifikant ansteigen würden. Deshalb plane die Bahn, zwischen 2021 und 2032 eine leistungsfähige und zuverlässige Mobilfunk-Konnektivität für den Bahnbetrieb bereit zu stellen.
Und weiter: Abhängig vom gewählten Modell müssen in diesem Zusammenhang bis zu 3000 Mobilfunkstandorte realisiert werden. In diesem Zusammenhang beabsichtigt SBB u.a. Lösungen für einen industrialisierten Rollout mit einem hohen Anteil von stark standardisierten Mobilfunkstandorten zu evaluieren. In der Schweiz soll 5G flächendeckend eingeführt werden.
SBB im Zwiespalt – Feldversuch wird trotzdem durchgeführt
Die SBB befindet sich zweifellos in einem Zwiespalt: Auf der einen Seite soll die neue 5G-Technik den Leuten – und auch den Passagieren – lückenlos zur Verfügung gestellt werden. Auf der anderen Seite gibt es gesundheitliche Bedenken, die jedoch – der fast schon geheim initiierte Testbetrieb zeigt es – möglichst nicht angesprochen werden sollen.
Die technische Machbarkeit steht im Vordergung. Die SBB schreiben denn auch, dass «im Rahmen von Feldtests» zur Untersuchung von technischen Fragestellungen Erfahrungen mit dem Einsatz eines Standard-Standortes gemacht werden sollen.
Mobilfunk-Haftungsinitiative
Die Initiative möchte, dass die Bundesverfassung geändert wird, und zwar wie folgt: Mobilfunkbetreiber wie Swisscom oder Sunrise sollen haften für Personen- oder Sachschäden, die durch den Betrieb einer Sendeanlage für Mobilfunk oder für drahtlose Empfangsgeräte verursacht werden.
Sammeln Sie mit!
Die SBB zum Beispiel schreibt selbst von einem «Feldversuch», den man auch als «Menschenversuch» betiteln könnte. Es gilt, die Industrie bei der Haftungsfrage in die Pflicht zu nehmen.
Mehr Infos bei: Initiative Mobilfunkhaftung